Brainwriting 6-3-5 Methode zur effizienten Ideensammlung
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Das Sammeln von Ideen in einer Workshop-Situation kann schnell zur Herausforderung werden. Aber: Die Arbeit lohnt sich. Kaum eine andere Übungsform ist so flexibel wie die 6-3-5-Methode (Brainwriting) zur Ideensammlung. In diesem Beitrag erklären wir Ihnen, wie es funktioniert!
Warum überhaupt eine Ideensammlung mit der 6-3-5-Methode?
Eine gut durchgeführte Ideensammlung mittels Brainwriting verbindet Auflockerung und themenrelevante Arbeit, schafft Wissen, aktiviert und motiviert. Die große Stärke der 6-3-5-Methode ist die erhöhte Lernmotivation, die das »Phantasieren« in einer Gruppenformation erzeugen kann. Dafür müssen allerdings Faktoren wie die Zusammenstellung der Gruppe, die Aufgabenstellung und das generelle Arbeitsklima zusammenpassen.
Brainwriting kann nur dann Motivation erzeugen, wenn den Teilnehmenden innerhalb ihrer Lerngruppe Unterstützung und Anerkennung zuteilwird. Konkurrenzdenken, Neid und Missgunst untergraben diesen Zustand. Stellen Sie also sicher, dass allen Teilnehmenden klar ist, dass Sie keine Einzelleistungen, sondern Gruppenleistungen bewerten. So stürzt sich die Gruppe beim Sammeln der Ideen nicht in interne Wettbewerbe und ist in der Lage, Beiträge ihrer Mitglieder fair zu bewerten und im besten Fall zu loben.
Stellen Sie darum vor der ersten Ideensammlung klare Regeln auf und machen Sie Ihren Teilnehmenden klar, dass Sie Machtkämpfe, Diskussionen und dergleichen nicht haben möchten. Für den flüssigen Ablauf einer Übung nach der 6-3-5-Methode ist es unabdingbar, dass alle Mitglieder einer Gruppe an einem Strang ziehen.
Ungenaue Problemstellungen sind bei Ideensammlungen Stimmungskiller Nummer eins. Erklären Sie den Teilnehmenden genau, welche Frage zu beantworten ist und wie die Ergebnisse dargestellt werden sollen. Ist auf den ersten Blick nicht ersichtlich, was das Brainwriting zum Erfolg des Workshops beitragen wird, stellen Sie Ihren Teilnehmenden vor, was genau Sie beabsichtigen. Wenn Ihre Teilnehmenden sich fortwährend fragen, was die Übung überhaupt bringen soll, werden sie sich dem Problem nur halbherzig widmen.
Komplexe Themen sind nicht für die 6-3-5-Methode geeignet. Bearbeiten Sie lieber schwierige, aber geradlinige Themen, denn hier spielen Ideensammlungen ihre Stärken aus: Die Teilnehmenden überlegen sich simple, kreative Lösungsansätze und beflügeln sich dabei gegenseitig. Wenn es unbedingt ein komplexes Problem sein muss, können Sie es auch in mehrere kleine Probleme zerlegen. Beachten Sie dabei aber den Zeitaufwand.
Wenn Sie ein komplexes Problem im Ganzen angehen möchten, empfiehlt sich eher die Diskussion. Denn hier können die Teilnehmenden nachvollziehbar von einem Themenaspekt zum anderen springen, ohne dass andere Teilnehmende allzu große Gefahr laufen, den Faden zu verlieren.
Die ideale Gruppengröße für ein Brainwriting
Auch wenn die »ideale« Gruppengröße sich von Szenario zu Szenario unterscheidet, sollte sie generell für Ideensammlungen mit der 6-3-5-Methode sechs Personen nicht überschreiten. Bei größeren Gruppen kann es sonst vorkommen, dass Teilnehmende gar nicht zu Wort kommen oder zu lang abwarten müssen, um ihre Idee anzubringen.
Damit eine Ideensammlung in deutlich größeren Gruppen wirklich funktioniert, muss die Übung länger sein und gewissenhaft moderiert werden. Sonst profitiert nur von der Übung, wer sich aktiv und dominant am Geschehen beteiligt.
Natürlich kommt es nur selten vor, dass die Gesamtzahl der Teilnehmenden eines Workshops sich gerade durch sechs teilen lässt. Darum müssen in den meisten Fällen einige Gruppen eine siebte Person aufnehmen. Für das Brainwriting gelten hier Sonderregeln, die wir später noch erläutern werden.
Brainwriting mit der 6-3-5-Methode: Was ist das?
Ein Brainwriting dauert in der Regel mindestens 25 Minuten. Die Zahlen 6-3-5 bezeichnen die drei Grundpfeiler der Methode: Sechs Personen entwickeln je drei Ideen und überarbeiten fünf Mal die Ideen der anderen Gruppenmitglieder. Entwickelt wurde diese Methode 1968 vom deutschen Unternehmensberater Prof. Bernd Rohrbach.
Beginnen Sie die Übung mit einer Fragestellung. Unser Workshop-Mantra »Formulieren Sie möglichst klar!« ist beim Brainwriting 635 noch wichtiger als beim Brainstorming, denn die Übung soll zum Großteil im Stillen ablaufen. Rückfragen oder Klärungsgespräche mit anderen Teilnehmenden stören hier besonders.
Ablauf der Übung
Jeder der Teilnehmenden bekommt nun einen Arbeitszettel (mindestens A4), auf dem drei Spalten und sechs Zeilen abgebildet sind. Die Spalten sind mit »Idee 1« bis »Idee 3« bezeichnet, die Zeilen mit »Runde 1« bis »Runde 6«.
In der ersten Runde schreiben nun alle Teilnehmenden drei Lösungsansätze zur Fragestellung auf ihr Blatt. Geben Sie den Teilnehmenden hier bis zu fünf Minuten Zeit, Ideen zu erdenken und zu formulieren.
Nach Ablauf dieser Zeit reichen die Gruppenmitglieder ihr Blatt im Uhrzeigersinn weiter zur nächsten Person, die die drei Ideen ihres Vorgängers aufgreifen, verfeinern, kritisieren und kommentieren soll. Dies geschieht noch weitere fünf Mal (Runde 2 bis 6), bis die Blätter wieder bei ihren ursprünglichen Urhebern angelangt sind. Geben Sie Ihren Teilnehmenden für die »Verfeinerungsrunden« ruhig etwas weniger Zeit als für die erste Runde. Weil die Teilnehmenden nach der ersten Runde keine vollständigen, eigenen Ideen mehr entwickeln müssen, brauchen sie meist keine fünf Minuten mehr.
Ist die letzte Runde beendet, sollten Sie als nächstes die Ergebnisse zusammentragen. Pro Gruppe entstehen 106 Ideen, Kommentare und Kritiken. Bei größeren Workshops ist es daher ratsam, die Gruppenmitglieder intern eine Vorauswahl treffen zu lassen. Was sind die besten sechs oder acht Ideen, die der Gruppe eingefallen sind? Wo liegen die Stärken und Schwächen dieser Ideen, welche Kritik an den Ideen konnte die Gruppe anbringen?
Ideensammlung und Einordnung
Sammeln Sie die Ideen vorne gut sichtbar und lassen Sie abstimmen. Die Ideen mit der meisten Zustimmung unter den Teilnehmenden landen in der Endauswahl, werden mit allen Anmerkungen der Gruppe vorgelesen, kurz im Plenum diskutiert und dann mit neuen und alten Anmerkungen versehen auf Whiteboard oder Moderationstafel gesammelt.
Mit Abstrichen funktioniert das Brainwriting nach der 6-3-5-Methode auch mit Gruppengrößen von über sechs Personen. Müssen Gruppen eine siebte Person aufnehmen, bekommt diese ein Blatt und nimmt ganz normal an der Übung teil. Nach der sechsten Runde ist aber auch für diese Gruppe Schluss. So hat zwar nicht jedes Gruppenmitglied die Möglichkeit, alle Ideen der anderen Mitglieder zu bearbeiten, die Ideen können aber immer noch ausreichend differenziert besprochen werden.
Variationen der 6-3-5-Methode
Wer sich den erhöhten Arbeitsaufwand zutraut, kann die Abläufe während der Übung flexibler gestalten. Eine beliebte Variante ist zum Beispiel, jedem Gruppenmitglied ein »eigenes« Tempo zu gewähren. Wer mit seinem Arbeitsblatt vor Ablauf der Zeit fertig wird, legt dieses in die Mitte und kann sich ein anderes Blatt nehmen und bearbeiten. Wichtig ist hierbei, dass trotzdem die Reihenfolge von Runde 1 bis Runde 6 eingehalten wird. Niemand sollte beispielsweise die Zeile »Runde 4« doppelt bearbeiten.
Für manche Teilnehmenden kann diese Lösung sehr gut funktionieren, weil Sie einen eigenen »Flow« erlaubt. Je nach Charakter und Arbeitsverhalten kann die sonst übliche Wartezeit die Kreativität eines Teilnehmenden behindern. Langsam und methodisch arbeitende Teilnehmende können sich mit dieser Regelung aber unter Druck gesetzt und zurückgelassen fühlen. Ein weiterer Risikofaktor: Das Potenzial für Zwischenfragen oder interne Diskussionen ist bei dieser Variante deutlich höher. Sie sollte also nur eingesetzt werden, wenn eine kreative, freie Atmosphäre ausdrücklich gewünscht ist und die Gruppen vielleicht schon mit der Übungsform vertraut sind.
Vorteile und Nachteile
Weil es nicht darum geht, wer dominanter und lauter auftritt, haben auch schüchterne Teilnehmende beim Brainwriting eine gleichberechtigte Stimme. Dies ist auch der große Vorteil gegenüber dem Brainstorming. Die 6-3-5-Methode kann alternativ auch als Anschluss-Übung zu einem kurzen Brainstorming dienen, beispielsweise zu Beginn eines Workshops. Erste Ideen und Lösungsansätze aus dem Brainstorming können dann beim Brainwriting weiter ausgearbeitet werden.
Mit der 6-3-5-Methode generieren die Teilnehmenden in sehr kurzer Zeit viele Ideen und arbeiten diese anschließend weiter aus. Weil die Übung komplett stumm abläuft und Teilnehmende auch beim Entwickeln der Ideen anderer nicht mit diesen in Kontakt stehen, kommt es nicht zu Diskussionen und die Arbeit verläuft ergebnisorientiert.
Andererseits besteht die Gefahr, dass sich durch fehlenden direkten Input anderer »Denkfehler« einschleichen. So können Teilnehmende mitunter Ideen entwickeln, die in der Realität nicht durchführbar sind. Bei der späteren Diskussion der Ergebnisse lassen sich diese Probleme aber effektiv ausmerzen.
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